Arbeitgeberattraktivität: Warum Unternehmen das Offensichtliche ignorieren

18 Februar 2025
by Elke
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Arbeitgeberattraktivität: Warum Unternehmen das Offensichtliche ignorieren

Für Personal Schweiz durfte ich wieder einen Artikel zu schreiben – dieses Mal zu einem meiner Herzensthemen: Candidate Experience. Also eigentlich zum Thema Arbeitgeberattraktivität. Für mich ist das Eine aber eben untrennbar verbunden mit dem Anderen.


Und ich frage mich ernsthaft: Warum geben Unternehmen Jahr für Jahr riesige Budgets für Employer-Branding-Kampagnen aus, um als Arbeitgeber attraktiv zu wirken, wenn sie gleichzeitig den Bewerbungsprozess so sträflich vernachlässigen? Der Bewerbungsprozess ist doch schliesslich die einzige Gelegenheit mit potenziellen Mitarbeitenden direkt zu interagieren. Warum


Während aufwendige Imagefilme, Social-Media-Kampagnen und fancy Employer-Branding-Strategien ein wunderbares Bild zeichnen, erleben Bewerbende in der Realität oft etwas ganz anderes:

  • Lange Wartezeiten oder gar keine Rückmeldung
  • Standardisierte Absagen ohne jeglichen persönlichen Bezug
  • Unstrukturierte Interviews mit unvorbereiteten Gesprächspartnern
  • Intransparente Prozesse ohne klare Kommunikation

Und dann wundert man sich, warum Talente abspringen oder schlechte Bewertungen auf Plattformen wie Kununu hinterlassen? Die wahre Arbeitgebermarke zeigt sich nicht in Hochglanzbroschüren, sondern im direkten Kontakt mit Kandidaten!

Schweizer Arbeitsmarkt: Der Kampf um Talente ist nicht vorbei

Ja, die Zahl der offenen Stellen ist in der Schweiz gesunken. Doch der Fachkräftemangel bleibt. Fast 50 % der Arbeitnehmenden sind wechselbereit – eine enorme Chance für Unternehmen, sich als attraktive Arbeitgeber zu positionieren.

Doch was passiert stattdessen? Viele Unternehmen investieren Unsummen in Employer Branding, während die Qualität ihrer Recruiting-Prozesse unterirdisch bleibt. Ein Widerspruch, der mich jedes Mal aufs Neue irritiert und nicht nur mich, sondern viele Partner im HR ebenso.

Arbeitgeberattraktivität wird nicht im Imagefilm entschieden

Ein attraktiver Arbeitgeber zu sein bedeutet nicht, eine tolle Karriere-Website oder eine Hochglanz-Kampagne zu haben. Es bedeutet, Bewerbenden einen fairen, professionellen und wertschätzenden Prozess zu bieten.

Was macht den Unterschied?

✔ Bewerbungsprozesse, die schnell und unkompliziert sind
✔ Transparente, wertschätzende Kommunikation – vom ersten Kontakt bis zur Zu- oder Absage
✔ Interviews, die nicht nur Kandidaten prüfen, sondern auch das Unternehmen erlebbar machen
✔ Persönliche und durchdachte Rückmeldungen – statt automatisierter Standardmails

Klingt selbstverständlich? Ist es aber nicht.

Candidate Experience: Das unterschätzte Potenzial

Jedes Unternehmen möchte die besten Talente gewinnen – aber viele verhalten sich in der Candidate Journey so, als ob Bewerbende beliebig austauschbar wären. Dabei ist der Bewerbungsprozess der erste echte Kontakt mit der Unternehmenskultur. Und dieser Eindruck bleibt!

📌 Ein Unternehmen, das Talente nicht wertschätzt, verliert sie.
📌 Ein Unternehmen, das seine Kandidaten ernst nimmt, gewinnt starke Botschafter – auch über eine Absage hinaus.


Deshalb meine provokante Frage: Warum nicht dort investieren, wo es wirklich zählt?


Anstatt das nächste Employer-Branding-Projekt zu planen, wäre es sinnvoller, einmal ehrlich auf die eigenen Recruiting-Prozesse zu schauen, den Profis im Human Resources zuzuhören, ihnen Kapazitäten und Ressourcen zu geben, um in den Bewerbungsprozess zu investieren. Denn hier entscheidet sich, ob ein Unternehmen für Talente wirklich attraktiv ist – oder nur vorgibt, es zu sein.


Mehr dazu im vollständigen Artikel:
👉 Arbeitgeberattraktivität als entscheidender Erfolgsfaktor und ungenutztes Potenzial